Wegevermeidung

Während der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert. Aufgrund der Notwendigkeit, Kontakte zu reduzieren, haben bis zu 70 Prozent der Arbeitnehmer:innen ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet (Corona Datenplattform 2021; Büttner und Breitkreuz 2020; Möhring et al. 2020; Schröder et al. 2020; bitkom 2020; Hofmann et al. 2020; Alipour et al. 2020). Die Zahl der Dienstreisen reduzierte sich zeitweise um bis zu 90 Prozent (GBTA 2020).

Es ist davon auszugehen, dass auch bei einer Normalisierung des Pandemiegeschehens die Wirtschaft nicht insgesamt zum Status quo ante zurückkehren wird. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Digitalisierung der Arbeitswelt, die durch die Pandemie beschleunigt wurde. Industrie 4.0, Cloud Computing, Big Data, digitale Plattformen und (virtuelle) Kommunikationstools flexibilisieren die Arbeit in puncto Ort, Zeit und Struktur (Tiemann 2016). Ehemals physische Treffen wie Teammeetings, Konferenzen oder auch Kundenbesuche konnten auf ein Minimum reduziert werden.

Die Zwänge der Corona-Pandemie haben aber nicht nur die technischen Voraussetzungen in vielen Betrieben verändert, sondern vor allen Dingen einen Kulturwandel eingeleitet. Dieser betrifft beispielsweise die Akzeptanz von Homeoffice oder auch die Notwendigkeit von Dienstreisen. Aus ökologischer Perspektive kann mit diesen Veränderungen die Vermeidung von Wegen und damit auch die Reduzierung von CO2-Emissionen einhergehen. Ob diese sich tatsächlich realisieren, ist allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig. So könnte die Attraktivität des Wohnens auf dem Land steigen, wodurch die von dort zurückgelegten Arbeitswege länger würden. Ein weiterer denkbarer Reboundeffekt ist, dass Arbeitnehmer:innen in der Freizeit längere Wege als zuvor zurücklegen. Gleichzeitig werden veränderte unternehmerische Strategien hinsichtlich des Arbeitens von verschiedenen Orten aus oder in der Genehmigung von Dienstreisen weitere soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen auf Mitarbeitende, aber auch auf andere Sektoren haben. So kann eine erhöhte Attraktivität ländlicher und suburbaner Räume die Siedlungsstruktur beeinflussen. Reduziert sich die Zahl der Dienstreisen signifikant, so hat dies auch Auswirkungen auf Hotellerie und Luftfahrt.

Die Corona-Pandemie hat also ein Gelegenheitsfenster geöffnet, in dem eine Transformation der Arbeitswelt hin zu einer reduzierten Mobilität möglich ist. Für die Zukunft wird es darauf ankommen, sowohl in den Unternehmen als auch politisch die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Chancen für Umwelt und Gesellschaft realisiert und gleichzeitig die negativen Auswirkungen möglichst minimiert werden.

Pendelwege von und zur Arbeit machten vor der Corona-Pandemie 16 Prozent aller Wege und 21 Prozent aller zurückgelegten Personenkilometer aus. Das Verkehrsmittel der Wahl war dabei der Pkw mit 64 Prozent. Hier ist die signifikanteste langfristige Veränderung im Handeln von Unternehmen und Mitarbeiter:innen zu erwarten (Nobis et al. 2018 – IZT Studie). Angesichts dieser Relevanz wurde im Rahmen von compan-e eine Studie zu den ökologischen und sozialen Effekten von Homeoffice erstellt, die Sie hier finden. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Homeoffice auch in Zukunft ein beachtliches Treibhausgaseinsparpotential aufweist und sich die Emissionen selbst bei konservativen Annahmen um rund eine Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr senken lassen.

Im Laufe des Jahres soll eine weitere Studie zum Thema nachhaltige Dienstreisen veröffentlicht werden.

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